Yavar Parili im Interview über das Upcycling von Perserteppichen

2021-11-22 14:45:49 By : Mr. Jake Wu

Yavar Parili im Interview über die Geschichte seines Teppichhandels, das nachhaltige Geschäftsmodell und seine Leidenschaft für Orientteppiche

Wir alle wissen, dass unser Konsumverhalten Auswirkungen auf unsere Umwelt hat. Und dass es auch höchste Zeit ist, etwas dagegen zu tun. Jede noch so kleine Kaufentscheidung trägt dazu bei, unsere Welt ein bisschen grüner zu machen. Dies gilt für den Einkauf von Lebensmitteln ebenso wie für Entscheidungen über Mode und Einrichtungsgegenstände. 

Im letzteren Fall kommt Yavar Parili ins Spiel. 2017 übernahm Yavar das Teppichgeschäft „Kunstreich Rugs“ von seinem Vater Nader Parili. Das Geschäftsmodell? Alte Perserteppiche aus hochwertigen Naturmaterialien werden sorgfältig restauriert und können somit wiederverwendet werden – die nachhaltigste Form des Konsums. 

Im Interview erzählt Yavar die Geschichte seines Unternehmens, seines nachhaltigen Geschäftsmodells und seiner Leidenschaft für Orientteppiche. Außerdem verrät er, woran man einen hochwertigen Teppich erkennt und wie er gepflegt werden muss, um lange Freude zu haben. 

Yavar Parili ist Inhaber des Teppichhandels "Kunstreich Rugs" und verrät im InStyle-Interview alles Wissenswerte über Orientteppiche. 

InStyle: Yavar, wie bist du zum Teppichhandel gekommen?

Yavar Parilli: Mein Vater hat vor 40 Jahren auf dem Basar in Teheran angefangen, Teppiche zu verkaufen und hat das Geschäft irgendwann nach Deutschland verlegt. Er ist jetzt 65 Jahre alt und macht es immer noch, aber ich unterstütze ihn seit 2017. Das war auch die Zeit, als wir einen modernen Teil integriert haben, das Upcycling von Perserteppichen. Alte Teppiche werden von uns restauriert, neu gestaltet oder gefärbt und geben ihnen so ein zweites Leben.

Wie kam Ihr Vater damals auf die Idee?

Eigentlich hat er in London Elektrotechnik studiert. 1979 gab es jedoch eine Revolution im Iran und mein Vater musste zurück, weil die Studenten keine finanziellen Mittel mehr bekamen. Im Iran war damals nichts wie es war, weil ein anderes Regime an der Macht war. Um Geld zu verdienen, machte er dann seine Liebe zu Teppichen zum Geschäft.

Woher kommt Ihre Leidenschaft für Perserteppiche?

In erster Linie ist es die Leidenschaft meines Vaters – das ist alles, was ihn ausmacht. Aber es ist auch meine Leidenschaft, weil ich damit aufgewachsen bin. Ich verbinde damit so viele positive Erinnerungen, kenne unzählige Geschichten und habe mich in meinem Leben schon immer mit Teppichen beschäftigt. Auch hier kann ich mich zurückziehen, kreativ werden und auf die Erde kommen.

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Woran erkennt man einen hochwertigen Orientteppich?

Es gibt viele Faktoren. Das Wichtigste ist das Material: Handelt es sich um eine Naturfaser wie Seide oder Wolle oder handelt es sich um eine Kunstfaser? Dann muss geklärt werden, ob der Teppich handgeknüpft oder maschinell hergestellt wurde. Und natürlich wie fein geknüpft wurde: Sind die Knoten sehr fein, dann ist der Teppich mehr wert, weil mehr Arbeit investiert wurde und das Material feiner ist.

Echte Experten wie mein Vater können anhand des Musters und der verwendeten Farben sogar erkennen, wann und wo der Teppich geknüpft wurde. Dies erfordert jedoch langjährige Erfahrung und viel historisches und geographisches Hintergrundwissen.

Warum sind Perserteppiche gerade so beliebt?

Perserteppiche sind so beliebt, weil der Boho-Stil im Trend liegt. Ich sehe aber auch langfristiges Potenzial für die Teppiche, denn sie lassen sich nicht mehr wie früher knüpfen. Das steigert ihren Wert und damit auch die Nachfrage. Für mich ist ein Perserteppich auch eine Wertanlage – und je hochwertiger das Material, desto wertbeständiger ist der Teppich.

Werden Teppiche heute also nicht mehr handgeknüpft?

Ja, aber das geht jetzt industriell. In der Vergangenheit hat sich jemand in einem Dorf ein Muster ausgedacht und es mit sehr feiner Seide geknüpft. So hat es ein ganzes Jahr gedauert, einen Teppich fertigzustellen. Heute gibt es richtige Schemata, damit jeder Knüpfer weiß, welchen Faden er verwenden muss und die Knoten im Voraus zählen kann. Es ist nicht mehr dieselbe Handwerkskunst wie früher.

Kein Wunder, dass Perserteppiche so viel kosten ...

Sie müssen nur einmal auf die Rückseite des Teppichs schauen, Sie werden viele kleine Knoten sehen. Und wenn man bedenkt, dass jeder Knoten einzeln geknüpft wurde, merkt man erst, wie viel Arbeit dahinter steckt.  

Zuerst wählen wir mit dem Kunden einen Teppich aus und dann definieren wir, was mit dem jeweiligen Teppich möglich ist. Wir können es heller oder dunkler machen, die Farbe ändern, die Größe anpassen, es wiederherstellen und sogar das Muster ändern. Wir entfernen uns immer mehr von der Produktion neuer Teppiche, sondern versuchen, die alten Teppiche zu restaurieren und wiederzuverwenden.

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Warum ist Ihr Prozess nachhaltiger?

Denn wir verwenden alte Teppiche, in die bereits Material und Arbeit investiert und zum fertigen Produkt verarbeitet wurden. Der einzige Nachteil: Sie sehen möglicherweise nicht so gut aus wie ein neuer Teppich. Aber das lässt sich ändern! Wenn Sie sich damit auseinandersetzen, können sie wieder genauso hochwertig aussehen. Und Sie sparen sich die Produktion eines neuen Teppichs und das ist viel nachhaltiger. Wir haben bereits rund 2000 alte Teppiche auf Lager.

Wie pflege ich einen Orientteppich, damit er möglichst lange hält?

Dabei sind zwei bis drei Punkte zu beachten. Zunächst sollten Sie den Teppich immer gut absaugen, um den feinen Staub zu entfernen. Es sorgt dafür, dass der Teppich beim Überlaufen abgenutzt wird. Zweitens sollten Sie immer in Richtung des Flors saugen – also in Richtung der Haare. Und schließlich sollten Sie den Orientteppich regelmäßig professionell reinigen lassen.

Und haben Sie noch einen Einrichtungstipp für uns zum Thema Teppich?

Ich finde, Orientteppiche sehen toll aus, vor allem, wenn sie mit modernen Einrichtungsstilen harmonieren, zum Beispiel auf einem sauberen Betonboden und in Kombination mit schlichten Möbeln. Andererseits ergänzen sie natürlich auch perfekt eine Wohnung im Boho-Stil. Es hängt viel vom eigenen Geschmack ab, aber eigentlich passen sie zu jedem Einrichtungsstil. 

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