Ukraine-Krieg: So brutal hat der Krieg den Alltag der Ukrainer verändert

2022-08-13 14:39:56 By : Ms. Bruce Chen

Wie ist unser Leben doch bequem: Schnell unter die warme Dusche, Knopf auf die Kaffeemaschine, dann zum Bus und zur Arbeit. So war es bis zur Invasion der Russen auch in der Ukraine. Inzwischen hat sich da aber an vielen Orten der Alltag massiv verändert.

Nachfolgende einige Beispiele, die zeigen, wie die kriegsgeplagten Ukrainerinnen und Ukrainer an vielen Orten in ihrem Land durch den Alltag gehen – zum Teil täglich um ihr Leben kämpfen müssen.

Der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow (55), hat angekündigt, dass er in den nächsten Wochen Bushaltestellen mit bombensicheren Bunkern ausstatten wolle. An bisher 25 Orten sind Stahlbetonkonstruktionen geplant. Terechow: «Solche Unterstände gibt es auch in Israel. Sie erweisen sich beim Schutz vor Kugeln und herumfliegenden Splittern als wirkungsvoll.»

Mangels Strom kochen viele Ukrainerinnen und Ukrainer über dem Feuer vor den Häusern. Gegenüber Blick erzählt die in Kiew lebende 44-jährige Journalistin Olha (sie will anonym bleiben) von einer inzwischen aus Mariupol geflüchteten Kollegin: «Sie kochten Kartoffeln und tranken Wasser aus Pfützen. Für die ganze Familie gab es nur eine Gabel.» Viele Menschen holen sich ihr Essen an Ausgabestellen.

In Mariupol sind rund 90 Prozent der Häuser beschädigt oder zerstört. Auf den Strassen findet man improvisierte Duschen. Als Duschvorhang dient zum Beispiel ein alter Teppich, geheizt wird das Wasser mit einer Gasflasche.

Wie waren doch die privaten Luftschutzkeller in der Schweiz dem Gespött ausgesetzt, weil sie unnötig sein sollten. Doch genau solche Schutzsysteme werden nun auch in Charkiw vorgeschrieben. Zudem sollen Tiefgaragen verstärkt gebaut werden.

An gewissen Orten wie Mariupol gibt es nur eine schlecht funktionierende Telefon- oder Internetverbindung. Journalistin Olha erzählt: «Ein Kollege versucht seit März, seine Mutter in Mariupol anzurufen. Er hat gehört, dass etwas passiert sein muss, glaubt aber, dass sie lebt.» Nicht nur er ist im Ungewissen, wie es Verwandten geht.

In Kiew herrscht scheinbar wieder ein Alltag wie vor Beginn des Krieges. Wenn da nicht die ständige Angst wäre. Olha zu Blick: «Am Sonntag wachte Kiew um 8 Uhr durch die Sirene auf – zum Glück nicht, wie oft, schon um 5 Uhr. Am Montag hatten wir zweimal Bombenalarm.» Die Leute verschanzen sich im Keller oder in einem Korridor. Es gilt die «Regel der zwei Wände»: Die äussere Wand hält Geschosse ab, die zweite Wand schützt gegen Splitter.

Da Spielplätze zerstört worden sind, spielen Kinder zwischen Autowracks und in beschädigten Häusern. Oft spielen sie Krieg.

Die russischen Bomben haben Tausende von Gebäuden zerstört. Um Ruinen zu räumen und Splitter zu beseitigen, haben sich Jugendliche zum freiwilligen Dienst zusammengeschlossen. Es finden Aufräumpartys statt, bei der zu Technomusik gearbeitet statt getanzt wird.

Händler haben ihre Waren aus zerstörten Läden auf die Strasse gezügelt. An diesen Ständen findet man die meisten Sachen, die es auch in einem Shopping Center gibt: von Lebensmitteln bis zu Kleidern.