Hohenbrunn: Sturzgeburt auf dem Wohnzimmerteppich

2022-10-08 21:17:32 By : Mr. John Yan

Rebecca Nadler bringt ihr zweites Kind ungeplant zu Hause zur Welt – für den Weg zur Klinik bleibt keine Zeit.

Riemerling – Das Telefon klingelt, die zweijährige Charlotte ruft aus dem Garten und Baby Maximilian quengelt auf Mamas Arm. Alles passiert gleichzeitig. Vom Alltag als junge Familie lässt sich Rebecca Nadler aber nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Da hat sie schon ganz anderes gemeistert: Vor zwei Monaten erlebte die 37-Jährige die Sturzgeburt ihres Sohnes, ungeplant und zu Hause.

„Von der ersten Wehe bis zur Geburt vergingen 40 Minuten“, erzählt Rebecca Nadler und streicht ihrem Söhnchen über die feinen Haare. Am Vormittag hatte sie damals ein leichtes Ziehen im Bauch gespürt. Um 13.52 Uhr war Maximilian auf der Welt. „Ich bin eigentlich nicht der Hausgeburt-Typ“, gesteht die 37-Jährige. Sie war schon lange in der Geisenhofer Frauenklinik am Englischen Garten zur Entbindung angemeldet. Doch für die Fahrt ins Krankenhaus blieb dann keine Zeit mehr, als sich Maximilian auf den Weg gemacht hatte. Als Rebecca Nadler merkte, dass es losgeht, rief sie nach ihrem Mann. „Der war zu dem Zeitpunkt im Homeoffice und telefonierte“, sagt Rebecca Nadler.

Sofort rief ihr Mann einen Rettungswagen. „Gott sei Dank sind die Johanniter gleich um die Ecke“, sagt die zweifache Mutter. Innerhalb von drei Minuten stürmten fünf Sanitäter in das Wohnzimmer. An eine Hausgeburt hatte das Paar zu dem Zeitpunkt aber immer noch nicht gedacht. Als die Rettungskräfte ihren Mann damit beauftragten, Handtücher und Eimer zu holen, wurde der werdenden Mutter der Ernst der Lage bewusst. Die Zeit bis zur Geburt wurde knapp.

„In so einem Moment funktioniert man einfach“, erinnert sich ihr Lebensgefährte Sebastian Schmidt. Während der 35-Jährige seine schreiende Tochter auf dem Arm hielt, versuchte er, seine Frau so gut es ging zu unterstützen. „Da ist keine Zeit, um in Panik zu verfallen“, sagt Schmidt.

Anstatt mit einer Hebamme und in einem Kreißsaal brachte die 37-Jährige ihren Sohn mit einem Notarzt auf dem Wohnzimmerteppich kniend zur Welt. Im Nachhinein habe ihr der Arzt gebeichtet, dass es seine erste Hausgeburt war. „Dann sind wir schon mal zwei, habe ich geantwortet“, erzählt Rebecca Nadler mit einem Grinsen.

Die Entbindung sei trotz allem irgendwie entspannt gewesen. „Das ging alles so rasend schnell“, sagt die junge Mutter. Auch ihre Tochter sei schon innerhalb von vier Stunden auf die Welt gekommen. „Falls es ein drittes Kind gibt, wird das wahrscheinlich im Supermarkt geboren“, scherzt sie und wird in der nächsten Sekunde wieder ernst. Auf eine weitere Hausgeburt könne sie gerne verzichten. Die technischen Geräte, die im Krankenhaus vorhanden sind, fehlten. Auch wenn sie keine ausgebildeten Geburtshelfer waren, seien die Rettungskräfte eine Stütze gewesen.

Nach der schnellen Geburt und einer kurzen Erstuntersuchung brachte ein Rettungswagen die junge Mutter in das Klinikum Harlaching, ihr Sohn wurde mit einem speziellen Baby-Notarztwagen transportiert.

„Die Kliniktasche haben wir in der Hektik daheim vergessen“, erzählt Rebecca Nadler. „Ich bin dann eben barfuß rumgelaufen.“ Nach vier Tagen durften die beiden wieder zu ihrer Familie nach Riemerling. „Am Anfang war Lotti schon etwas eifersüchtig, aber mittlerweile ist alles wieder gut.“ Die Mama blickt ihre Tochter stolz an.

Während der kleine Maximilian auf dem Arm seiner Mutter eingeschlafen ist, schleckt die Zweijährige an ihrem Eis. Die Eltern genießen den seltenen Moment der Ruhe. Trotz allem erinnert sich Papa Sebastian Schmidt gerne an den Tag zurück. „Das war einer der emotionalsten und aufregendsten Momente meines Lebens.“

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