Erwischt! Christian Lindner wurde wieder einmal als das entlarvt, was er ist: ein Lobbyist mit Ministeramt. Seltsam nur, dass es dazu einer Satireshow des ZDF bedarf. Dort kam dann auch wahrlich Ungeheuerliches heraus. Lindner, frisch wiederverheiratet – was er als teure Provinzposse auf Sylt inszenierte –, kungelt mit der Autoindustrie.
Ja, es klingt unfein, wenn ein Porsche-Liebhaber ausgerechnet mit dem Porsche-Kapitalfunktionär Oliver Blume interne vertrauliche Details aus der Diskussion zur Ausarbeitung des Koalitionsvertrages bequatscht. Warum nicht mit dem BMW-Chef oder der früheren Merkel-Getreuen Hildegard Müller, die den Lobbyverband VDA anführt? Vielleicht, weil Blume bald VW-Vorstandschef werden soll? Fragen über Fragen.
Dumm nur, dass der von den Porsche-Erben auserwählte Herr Blume ähnlich sorglos seiner Funktion gerecht wird wie unser Vorstadtheld im Ministeramt. Blume plauderte nämlich auf einer Betriebsversammlung aus, dass es Lindner zu verdanken sei, dass die mögliche weitere Nutzung sogenannter E-Fuels in den Vertrag eingeflossen sei. Das sind synthetische Kraftstoffe, die aus erneuerbaren Energiequellen hergestellt werden sollen.
Doch ehrlich mal: Wo ist jetzt der Skandal? Wer es wissen will, kennt das Prozedere. Parteien sind Lobbyisten bestimmter gesellschaftlicher Gruppen und Klassen. Und dass Lindner der aktuelle Liebling des deutschen Kapitals ist, liegt nicht daran, dass er die Haare schön hat. Eher am Klassencharakter des Staates – dem System.
Wer als »Anstalt«-Fan glaubt, Lindner sei eine Ausnahme, und das müsse skandalisiert werden, ist leider dem Framing von Medienvertretern aufgesessen, die genau dieses System bedienen. Denn das gehört auf den Seziertisch, nicht ausgewählte Häppchen.
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