Sonne und Corona befeuern Absatz von Gartenmöbeln und Accessoires

2022-06-18 20:55:38 By : Ms. XIE NINA

Einst belächelt, heute Trend: Witterungsresistente Sitzlandschaften verdrängen zunehmend die klassische Teak-Garnitur aus den Gärten der Bundesbürger. Foto: Gloster, dpa

Sofalandschaft, Kissen, Teppich – was nach Wohnzimmer klingt, ist heute auch im Garten oder auf dem Balkon möglich. Der Trend bei Outdoor-Möbeln geht in Richtung Wohnlichkeit. Und die Nachfrage, einst durch Corona regelrecht befeuert, ist laut Branchenvertretern auch weiter ungebrochen.

Für Gartencenter und Möbelhäuser gibt es nichts Besseres als sommerliches Wetter von März bis Juni. Denn so lange dauert in aller Regel die Saison für Gartenmöbel und Zubehör. „Schlechtes Wetter im Frühjahr allerdings ist nicht gut. Niemand kauft für den Garten ein, wenn es im April noch immer schneit oder gar friert“, meint Christof Gerpheide. Er arbeitet als Vertriebsleiter bei Segmüller aus Friedberg (Landkreis Aichach-Friedberg). Sieben Möbelhäuser betreibt die Gruppe bundesweit. Sonne und Corona treiben die Nachfrage Heuer war das Wetter warm, und Gerpheide berichtet vom bereits dritten nachfragestarken Jahr in Folge. Wobei dieser anhaltende Trend nicht nur der Verdienst der Sonne ist. In den Jahren 2020 und 2021 hätten die Menschen in der Pandemie weitgehend auf Urlaub verzichtet und es sich stattdessen daheim so richtig gutgehen lassen. „Möbel für Garten und Balkon waren und sind seitdem gefragt“, sagt Gerpheide. Volker Dippold bestätigt das. Er betreibt in Ingolstadt ein Fachgeschäft für Gartenmöbel, Kissen, Accessoires und manches mehr. Auch er berichtet gegenüber unserer Zeitung von anhaltend großer Nachfrage – etwa nach hochwertigen Sonnenschirmen sowie Markisen. Dippold repariert solche Systeme auch – etwa wenn das Tuch getauscht werden muss. Wonach die Kunden suchen, hat sich in den zurückliegenden Jahren allerdings deutlich verändert. Waren nicht immer Möbel aus Teak der absolute Renner? „Ja, aber das ist schon Jahre vorbei“, sagt Fachmann Dippold – nicht ohne ein kleines Schmunzeln. Trend seien derzeit Gartenmöbel aus Edelstahl oder Alu. Und wenn Teak, dann recycelt. „Dieses recycelte Teak stammt beispielsweise von aufbereiteten Booten“, so Dippold. Und Gerpheide berichtet, die Leute würden weniger nach klassischen Stühlen suchen, sondern vermehrt große Launchen und Polstergarnituren für draußen nachfragen. Da sei dann vor allem Geflecht gesucht. Generell lasse sich erkennen: Draußen werde der Kundschaft immer wichtiger. Trend: Der Garten wird zum zweiten Wohnzimmer Wenn man die beiden Fachleute reden hört, meint man, viele Menschen wollen Garten und Balkon quasi als Vergrößerung der Wohnung nutzen. Dazu gehört auch, nicht immer alles wieder wegräumen zu müssen. Das macht man ja im Wohnzimmer auch nicht. „Wetterfeste Kissen passend zur Sitzlandschaft gehen derzeit sehr gut“, so Dippold. Gerpheide ergänzt, gleiches gelte für sogenannte Outdoor-Teppiche – ein relativ junger Markt. Diese seien wasserabweisend, leicht zu reinigen und schimmelten nicht. „Das wohnliche Gefühl soll dadurch von innen nach außen mitgenommen werden.“ Da wundert es nicht, dass allerhand Accessoires gut laufen. Schalen, Bestecke, Deko-Artikel, Outdoor-Vasen und natürlich Grills werden bei den Kundinnen und Kunden zusehends beliebter. Während Garten-Fachgeschäfte solche Artikel seit Jahrzehnten im Sortiment haben, gewinnen sie bei Möbelmärkten seit einigen Jahren an Bedeutung. „Und wir haben in den vergangenen beiden Jahren ganz stark beobachtet, dass das Thema Licht wichtiger geworden ist“, meint Gerpheide. Das reiche von den klassischen Solar-Leuchten bis hin zu Laternen mit echtem Feuer. Romantisch darf es sein. Die Branche und die Krisen der Welt Ungetrübt ist die Freude aber nicht. „Wie viele andere Branchen ist auch die Gartenbranche zurzeit sehr stark von Lieferengpässen betroffen“, sagt Anna Hackstein, Geschäftsführerin beim Industrieverband Garten (IVG) unserer Zeitung. Das liege etwa an den strengen Lockdowns in China samt Produktionsstopps und der Schließung wichtiger Häfen. Unternehmen müssten laut Hackstein teils Wochen oder Monate auf Materialien warten. Der Markt für Gartenmöbel ist ohnehin vom Import geprägt, vor allem aus Fernost. Für deutsche Hersteller ist die Lage derzeit also noch schwieriger als eh schon: „Dort, wo zugekaufte Rohmaterialien fehlen, bemühen sich die Hersteller, technische Alternativen und neue Lieferanten zu finden und setzen ihre Anstrengungen fort, die Produktion auf hohem Niveau zu halten.“ Lieferengpässe hat auch Dippold zum Teil schon beobachtet – wenn auch im geringeren Ausmaß. Seine Lieferanten seien sehr zuverlässig, sagt der Fachhändler. Dennoch könne man beispielsweise bei elektrischen Markisen etwas längere Lieferzeiten auch nicht ausschließen. Den Herstellern fehle es – wie in anderen Branchen auch – an elektronischen Bauteilen. Gleiches berichtet Gerpheide. Die Beschaffung beginne bereits im September, damit im Februar alles pünktlich da ist. „Und wir konnten im Grunde alle Kundenwünsche befriedigen. Allerdings gibt es auch Gartenmöbel, bei denen man einige Wochen wartet.“ Laut Verband müssten sich Verbraucher zudem auf steigende Preise einstellen. Und das betrifft mehrere Segmente – nicht nur die Möbel. „So wurden Hersteller von Substraten, Erden und Düngemitteln, Geräte- und Hartwarenhersteller sowie Pflanzenproduzenten gezwungen, die Mehrkosten an den Handel und damit an den Endverbraucher weiterzugeben“, sagt Verbandsgeschäftsführerin Hackstein.