Der Wandertipp führt in Deutschlands größten Laubwald

2022-07-10 00:32:52 By : Mr. Eric Yi

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Im Rahmen der vor 20 Jahren auf 350 Hektar unter Schutz gestellten „Spessartwiesen“ bildet der breite Lohrgrund das Herzstück. Wo einst Wiesen lagen und Fichten standen, breitet sich heute ein fast undurchdringliches Biotop aus. Bild: Thomas Klein

Wipfelrauschen statt ­Holzverbrauch: Der einstmals übernutzte Spessart hat eine bemerkenswerte Entwicklung zurück zum Natürlichen erlebt.

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K önnte ein Zeitgenosse aus dem 18. Jahrhundert heute den Spessart bereisen, er würde nicht schlecht staunen. Wo Glashütten und Meiler rauchten, deren immenser Holzverbrauch die Wälder übernutzte, wo das Pochen und Stampfen von Entwässerungsanlagen der Bergwerke die Luft erfüllte, wo den Tälern mühsam lange Feldstreifen abgerungen wurden, dort herrscht heute tiefster Waldesfrieden, nur erfüllt vom Rauschen der Wipfel, ungeachtet unvermeidlicher Straßen- und Bahngeräusche.

Der Spessart durchlief eine bemerkenswert gegenläufige Entwicklung von gewerblich-ausbeuterischen Verhältnissen zu einem Zurück zur Natur. Für die Glasmacher, Köhler oder Handwerker mag die allgemeine Industrialisierung ein Unglück gewesen sein, für die geschundene Natur war sie ein Segen. Jetzt konnten sich die Baumbestände und Bachläufe erholen, und am Ende hatte selbst die kleinteilige Landwirtschaft ausgedient.

Die spielte zwar wegen des Siedlungsverbots durch Kurmainz nie eine flächenhafte Rolle, zeitigte aber findige Anbaumethoden. Einesteils terrassierte man noch den letzten Winkel für handtuchschmale Äcker, andernteils praktizierte man ein komplexes, hohe organisatorische Anforderungen stellendes Drainagesystem. Dammartig aufgeworfene Rück(en)wiesen ermöglichten eine viel bessere Grasausbeute, vorausgesetzt, alle mähten gemeinsam und gruben sich nicht im Wortsinn das Wasser ab.

Seit der Mechanisierung brach diese Bewirtschaftung rasch zusammen, und die Wiesenhügel wurden aufgeforstet. Doch auch das ist schon Geschichte. Damit die Flusstäler wieder sich selbst gehören, entfernte der Naturpark Spessart die Gehölze und rekonstruierte die flachen Wälle im Rahmen des vor 20 Jahren unter dem Stichwort „Spessartwiesen“ angelegten Renaturierungs- und Schutzprogramms mehrerer Bäche mit der Lohr als Hauptader. Bei Heigenbrücken sind einige der von einem Wasserlehrpfad berührten Rundäcker gut einsehbar.

Die Natur dankt das Umdenken mit großer Vielfalt. In die erstaunlich rasch und dicht gewachsenen Biotope fanden Bachforelle und das seltene Bachneunauge zurück. Darüber jagen Wasseramsel und Eisvogel oder flattern seltene Schmetterlinge wie der Ameisenbläuling. Allerdings nicht in Neuhütten. So natürlich sein vorgelagerter Grimmenwiesensee wirkt, der ziert die einstige Glasmacherstätte erst seit 1980, als man die Chance nutzte, mit verschiedenen Strukturmaßnahmen die abgelegene Gemeinde derart aufzuwerten, dass sie zu einer begehrten Wohnadresse werden konnte – in Hanglage bei Blick auf die 1926 in „gotisierendem Expressionismus“ erbaute Pfarrkirche.

Seit Verlegung des Bahnhofs von Heigenbrücken an den südöstlichen Rand sind es nur wenige Schritte zum naturgeschützten Wiesengrund im Lohrbachtal. Quasi vom Bahnsteig gelangt man über ein Treppchen in die Grünanlage. Parken lässt sich an deren Zugang nahe der Ortsmitte, und natürlich gibt es großzügig bemessene Stellflächen neben den Gleisen. Vorbei am Sportgelände, kommen wir in den geweiteten Talgrund. Ein Schild müsste kaum die Rückwiesen anzeigen: Jetzt, nach der Mahd, sind die Wölbungen und Gräben noch besser konturiert. Vor dem Waldrand halten wir uns rechts mit dem Wasserlehrpfad (Eule und Fisch) sowie einem Radwegzeichen zu dem heute als Angelrevier genutzten Landschaftssee.

Auch um dieses künstliche Gewässer hat die Natur einen dichten Baum- und Heckenvorhang gelegt. Dominierend sind freilich die in allen Grünschattierungen schimmernden Gräser. Lediglich ein Weg unterbricht den dicht gewirkten Teppich. In ihn, etwa 700 Meter nach dem See, biegt man rechts ab – vorbei am Hinweis auf Biber – und links gen Neuhütten. Hier besteht eine Abkürzungsmöglichkeit in Richtung Rothenbuch durch den idyllischen Kalten Grund: Nach Unter- und Überqueren von Bahn und Straße geht es mit dem roten Dreieck über den Schwarzen See hinaus bis zum Auftreten des roten Doppelstrichs.

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Der Wandertipp: Die Wipfel rauschen wieder

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